Geschichte der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Berlin


200 Jahre Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Berlin

Die Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Berlin wurde am 3. Januar 1810 durch die damals angesehensten Ärzte und Naturforscher Berlins gegründet. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählten der Chemiker und Apotheker Martin Heinrich Klaproth, der Botaniker und Arzt Carl Wilhelm Willdenow, 1. Direktor des Botanischen Gartens in Berlin, Freund und Lehrer Alexander von Humboldts, der Begründer der Militärärztlichen Akademie, der Pepinière,Johann Goercke sowie der vierte Ehrenbürger Berlins, Ernst Ludwig Heim, auch er wie Goercke, Leibarzt der königlichen Familie, insbesondere der Königin Luise. Hinzu kamen der Begründer des Fruchtwechsels in der Landwirtschaft Albrecht Thaer, der Anatom Karl Asmund Rudolphi und mit Christof Wilhelm Hufeland ein weiterer Leibarzt der Königin Luise. Am 6. Februar 1810 konstituierte sich die Gesellschaft unter dem Namen „Gesellschaft für Natur- und Heilkunde“ und wurde nach entsprechender Anzeige am 11. Februar 1810 autorisiert. Die Gesellschaft hat als nicht eingetragener, im Stillen wirkender Verein alle Kriege und politischen Wirren der letzten 200 Jahre unbeschadet überstanden.

Die „Gesetze“ der Gesellschaft gelten auch heute noch – nahezu unverändert – wobei das erste „Gesetz“ den Zweck der Gesellschaft erläutert: „ Die Gesellschaft hat den Zweck einer wissenschaftlichen, belehrenden und erholenden Unterhaltung und gegenseitigen Belehrung, ohne weiteren Anspruch“. Mitglieder werden auf Lebenszeit gewählt und behalten ihre Mitgliedschaft auch, wenn sie z.B. einen Ruf an eine andere Universität erhalten haben oder nach Erreichen des Ruhestandes aus Berlin wegziehen. Seit Gründung der Gesellschaft werden 650 Mitglieder gezählt; von diesen sind im Jahr 2009 109 Berliner und 17 Auswärtige. Die Gesellschaft hatte bisher 16 Präsidenten, 21 Sekretäre und 17 Vize-Sekretäre – eine wahrlich kleine Zahl für einen Zeitraum von 200 Jahren.

Mitglieder der Gesellschaft reflektieren – vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts – die Blütezeit der Berliner Universität. So tragen auch heute noch viele Straßen Berlins deren Namen. Stellvertretend seien genannt der Anatom, Physiologe und Pathologe Johannes Müller, einer der bedeutendsten  Naturwissenschaftler seiner Zeit Christian Gottfried Ehrenberg, namhafte Chirurgen wie Dieffenbach, Wilms, von Langenbeck und Ernst von Bergmann, die Afrikaforscher Gustav Nachtigal  und Wilhelm Karl Hartwig Peters sowie der erste Direktor des Zoologischen Gartens Berlin Martin Heinrich Lichstenstein.

Hervorragende Mitglieder im 20. Jahrhundert waren u. a. der Chirurg und Forstwirt August Bier, die Chirurgen Werner Körte und Wilhelm Heim, der Hygieniker und langjährige Präsident des Robert-Koch-Institutes und des Bundesgesundheitsamtes Georg Henneberg, die Pharmakologen Heubner und Herken sowie die Pharmazeuten Schenk und Frömming.

Nach der Wende im Jahre 1989 konnten erstmalig nach Jahrzehnten der Trennung der Stadt wieder Mitglieder aus dem Ostteil Berlins aufgenommen werden. Zu ihnen gehörte der unvergessene Anatom Johannes Staudt.

Die Entwicklung sowohl der Medizin als auch der Naturkunde spiegelt sich in den Vorträgen wider, die vor der Gesellschaft gehalten worden und deren Themen seit 1884 bekannt sind. So lautete der Vortrag vom 8. Januar 1884: „Leistungen der Photographie zur Darstellung des Wärme- Licht- und chemischen Spektrums“.

wurde ein öffentliches Jahresprogramm vorbereitet, deren Gestaltung Mitglieder der Gesellschaft übernommen haben. Es werden Vorträge, Ausstellungen, Institutsbesichtigungen und ganztägige Exkursionen angeboten, die es ermöglichen werden, diese Traditionsgesellschaft besser kennen zu lernen. Das Programm und weitere Details zur Gesellschaft für Natur- und Heilkunde sind unter www.gnh-berlin.de zu finden.

siehe auch:

Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften 1786–1815